Kopfschmerz und Migräne

Kopfschmerz und Migräne

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Rüdiger Schellenberg über den Einsatz von Mikrostrom bei Kopfschmerzen und Migräne

In dieser Episode geht es um das Thema: „Kopfschmerz und Migräne“ – im Interview den Arzt und Neurophysiologen Priv.-Doz. Dr. med. habil. Rüdiger Schellenberg.

„Es gibt einen Psychologen in Deutschland der den Spruch mal geprägt hat: Der Migräniker hat sowas wie einen Porsche im Gehirn“

Dr. Schellenberg beschreibt das komplexe Gebiet von Migräne und Kopfschmerzen anhand einfacher und verständlicher Modelle und erklärt die therapeutische Vorgehensweise mit der Mikrostrom- und LED-Lichttherapie bei Patienten.

Als langjähriger Anwender blickt Dr. Schellenberg auf einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit der Mikrostromtherapie zurück

Infos zu Dr. Schellenberg: https://www.schellenberg-med.de/

Transkript der Episode Kopfschmerz und Migräne

00:00:00
Dr. Schellenberg: Es gibt einen Psychologen in Deutschland, der den Spruch mal geprägt hat: „Der Migräniker hat so was wie ein Porsche im Gehirn.“ Aber unter der Anwendung, jetzt auch von diesen elektrophysiologischen Therapieformen wie Mikrostrom, hätte man eine Option. Da scheint das Licht, was die Systeme oder Programme applizieren, hilfreich zu sein, die Elastizität der Blutgefäße so zu stabilisieren, dass, wenn das Nervensystem sagt: „Blutgefäß dehne dich, neue Migräne-Attacke gehe los!“ Die Blutgefäße stabiler bleiben.

00:00:40
Patrick Walitschek: Willkommen zu einer neuen Episode der Luxxamed GmbH. Mein Name ist Patrick Walitschek und wie bereits angekündigt, in dieser Episode geht es um das Thema Kopfschmerzen und Migräne. Der Arzt Dr. Schellenberg spricht über seine Erfahrungen mit der Therapie bei Migränikern und auch über den Hintergrund gerade stressbedingter Migräne. In der letzten Episode haben wir ja bereits ein Interview mit Dr. Schellenberg geführt zum Thema Neuropathie. Kann ich auch nur wärmstens ans Herz legen, einfach noch mal eine Episode zurückspringen. Denn auch hier beschreibt Dr. Schellenberg nicht nur die praktische Anwendung mit Luxxamed Mikrostrom, sondern natürlich auch die medizinischen und wissenschaftlichen Hintergründe dazu. Aber jetzt möchte ich Sie gar nicht weiter auf die Folter spannen. Ich bringe Sie jetzt direkt in das Interview und zum Schluss hören wir uns noch einmal kurz wieder.

00:01:42
Patrick Walitschek: Das ist ein super Weg. Das bringt mich auch noch mal zu einer anderen… Jetzt mal ein bisschen weg von der Neuropathie, von den neuropathischen Schmerzen. Das Thema Kopfschmerz und Migräne ist zumindest in meiner Welt derzeit so, dass ich das viel höre, weniger von, sagen wir mal Anwenderseite, sondern auch im privaten Umfeld. Das das vielleicht auch, so bilde ich mir es ein, korrelierend mit den aktuellen weltpolitischen Geschehen ist. Irgendwie dieser Teil, gerade stressbedingte Migräne, dass das ja für mich zumindest immer ein bisschen mehr wird, gerade in der aktuellen Zeit. Wie sind so generell mal deine Erfahrungen mit Migräne allgemein? Ich weiß, du machst das ja sehr viel, auch im Biofeedback-Verfahren mit dem Patienten. Vielleicht mal so erklären für die Zuschauer, was kann man sich so grob unter stressbedingter Migräne eigentlich vorstellen? Für die, die keine Migräne haben, Gott sei Dank. Und was wären auch therapeutische Ansätze, auch in Bezug auf die Mikrostrom-Therapie?

00:02:44
Dr. Schellenberg: Man weiß heute sehr viel zu diesem typischen Kopfschmerz, der bei Migräne-Patientinnen auftritt. Migräne ist ein spezifischer Kopfschmerz, der und das ist etwas, was der Grundlagenforschung zu verdanken ist, mittlerweile weiß man Migräne ist eine genetisch bedingte Kopfschmerzerkrankung. Das hat zur Folge, dass man durchaus sagen muss: „Migräne ist in dieser Form nicht heilbar.“ Aber man kann mit Anwendung verschiedenster Methoden Zustände erzeugen, dass die Symptomatik gar nicht mehr wahrgenommen wird. Vielleicht gar nicht mehr auftritt und diese Patienten von sich aus sagen: „Mir geht es gut. Ich habe mit dem Kopfschmerz mit der Migräne-Kopfschmerz-Problematik kaum noch was zu tun.“ Und was verbirgt sich dahinter? Wie du sagtest, es gibt immer mehr Patienten die durch Ängste, durch stressbeladenen Alltag von sich aus sagen, das waren wieder Auslöser für möglicherweise Migräne-Attacken, die jetzt gerade erlebt werden. Das ist richtig, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Migräne wird auftreten, egal ob Stress da ist oder nicht.

00:03:55
Dr. Schellenberg: Stress kann ein Trigger sein, der diesen Mechanismus der Migräneentstehung immer wieder neu auslösen kann. Was passiert? Simpel gesagt spielt sich im Migräniker-Gehirn folgendes ab. Im Hirnstamm befinden sich Migräne-Generatoren. Das sind Zellpopulationen, Zellgruppen, in denen ständig ein erhöhter Serotonin-Stoffwechsel abläuft, der dafür sorgt, dass das Nervensystem des Migränikers ständig auf einem erhöhten Level sich abspielt. Man kann manchmal sagen: „Migräniker sind eigentlich Menschen, die einen überaktives oder besonders aktives Gehirn haben, was gar nicht mehr richtig in der Lage ist zu entspannen, gar nicht mehr zur Ruhe kommen kann.“ Es gibt einen Psychologen in Deutschland, der den Spruch mal geprägt hat: „Der Migräniker hat so was wie ein Porsche im Gehirn.“ Der möchte ständig Power geben, möchte ständig 180 fahren. Im Alltag alles mit 180 erledigen. Der kann sehr gut Multitasking. Wenn man ihn fragt: „Kannst du für mich mal dieses und jenes machen?“

00:05:08
Dr. Schellenberg: Wird er nie Nein sagen, weil er weiß, er kann mehrere Dinge gleichzeitig machen, weil sein Nervensystem auf hohem Level ständig funktioniert und in dieser Form ständig in der Lage ist, Höchstleistungen zu vollbringen. Migräniker, so sagt man auch, haben so eine Charaktereigenschaft, alles 150-prozentig machen zu wollen, nicht Nein sagen können. Sie sind in dieser Form ständig in der Lage, ganz viel gleichzeitig erledigen zu können, dank ihres hochaktiven Nervensystems. Wenn dann aber diese genetische Komponente da ist, die man heute bei Migräniker kennt, führt die dazu, dass dieses hyperaktive Nervensystem sagt: „Jetzt brauche ich mal eine Ruhepause, um mich einfach mal zentral nervös zu erholen.“ Und diese Ruhepause, in der das Nervensystem selbst runterschaltet vom sechsten Gang in den zweiten, das ist die Migräneattacke. In dieser Phase entstehen jetzt alle Symptome, die man bei Migräniker kennt. Von dem einseitig pochenden Kopfschmerz bis hin zu Übelkeit und Erbrechen. Die Symptome, die dem Patienten das Leben mit der Migräne dann schwer machen.

00:06:24
Dr. Schellenberg: Neurophysiologisch ist diese sehr unangenehme Attacke die Erholungsphase für dieses ständig überaktive Nervensystem. Wenn diese Erholungsphase irgendwann abgeschlossen ist und das Nervensystem wieder Gas gibt, dann funktioniert der Patient wieder. Die Symptome sind weg, alles läuft wieder wie gewohnt weiter, wohl wissend, das das Gehirn irgendwann wieder sagt: „Ich brauche meine nächste Ruhepause“, sprich die nächste Migräne-Attacke. „Was könnte man jetzt vorbeugend tun, um diese ja nicht heilbare Grunderkrankung möglichst selten auftreten zu lassen?“ Man könnte zweierlei tun, einerseits die Mechanismen, die dann zum Schmerz führen, zu beeinflussen. Das sind Techniken, wo du schon sagtest: „Ich arbeite oft mit Biofeedback.“ Im Vordergrund stehen aber unter der Anwendung jetzt auch von diesen elektrophysiologischen Therapieformen wie Mikrostrom, hätte man eine Option, noch Folgendes zu tun. Dem Gehirn die Chance zu geben, einfach entspannter zu bleiben. Die Chance zu geben, ja von dem Porsche runterzuschalten, vom sechsten Gang in den dritten Gang.

00:07:42
Dr. Schellenberg: Weil es vielleicht viel schöner ist, den Alltag im dritten Gang zu erleben und nicht nur dem Stress des Alltags ausgesetzt zu sein. Da wären Methoden geeignet, die irgendwie helfen, Entspannbarkeit zu erleben. Nicht nur auf der motorischen muskulären Ebene, sondern auch auf der zentralen, nervösen Ebene. Dem Patienten zu signalisieren, er kann runterschalten und das fühlt sich sogar gut für ihn an. Wenn das gelingt, dann ist die Schwelle zwischen dem Erregungsniveau, was sich zwischen zweitem und dritten Gang abschaltet und dem Power Level auf dem sechsten Gang viel größer. Das heißt, das Nervensystem käme viel seltener an den Punkt, wo wieder dann eine neue Migräne-Attacke ausbrechen würde. Das mit Mikrostrom zu erreichen sind Dinge, wo man tatsächlich auch Regenerationsprogramme nutzen kann. Lernen auch auf nervöser und auf muskulären Ebene entspannt zu leben, entspannt zu bleiben, innere Stabilität zu erzeugen. Damit immer weiter wegkommen von dem Punkt, wo das Nervensystem sagt: „Jetzt muss ich von meinem Powerzustand wieder runter. Ich brauche eine Erholungsphase.“

00:09:03
Dr. Schellenberg: Damit werden diese schmerzfreien Intervalle immer länger und der Patient hat eine höhere Lebensqualität, weil er viel seltener Migräne erlebt. Da kann diese schöne Technik Mikrostrom tatsächlich hilfreich sein, gepaart mit anderen Methoden zu lernen, auf Nervensystem-Ebene und auch Muskelsystem-Ebene runterzuschalten. Je häufiger das der Patient spürt, schon während einer Sitzung, dass ihm das guttut, umso mehr konditioniert sich das. Das der Patient zum Schluss sagt: „Ja, ich fühle mich im Alltag deutlich relaxter, deutlich entspannter.“ Vielleicht sogar ein Stück auch stressresistenter, um dem, was uns den Alltag immer schwerer macht, normal zu leben. Da gehören wieder die ganzen Alltagsreize, die uns täglich durch die Nachrichten vermittelt werden mit dazu. Resistenter damit umzugehen und dann wird der Migräniker erleben, seltener Migräne zu haben. Da kann Mikrostrom auch auf dieser Ebene hilfreich sein.

00:10:09
Patrick Walitschek: Ja, absolut spannend. Vielleicht zum Abschluss noch so in die Praxis rein. Würdest du es auch hier wieder in einer globalen oder auch gepaart mit einer lokalen Applikation beispielsweise machen? Und wie würdest du auch die Lichttherapie zum Beispiel gerade bei Migränikern mit einbringen?

00:10:27
Dr. Schellenberg: Es ist mit einer globalen Ableitung oder Stimulation aus meiner Erfahrung geeigneter, dem Patient so eine rundum Regenerationsentspannungstechnik zu vermitteln. Da sind eben auch wieder diese Ganzkörper-Stimulationspunkte, wo kreuz und quer vom rechten Handgelenk zum linken Fußgelenk und umgekehrt entlang der Wirbelsäule möglicherweise die Stimulationelektroden appliziert werden. Die Lichtsensoren oder Lichtquellen, die nutze ich mitunter an der Schläfe und appliziere die dort einfach mit einem Gummiband oder Plast. Mit dem Klebestreifen an der Schläfe befestigt. Das hat auch noch einen psychologischen Effekt, weil der Patient dort seine Migräneschmerzen erlebt. Wenn man auf diesem Wege dort Blutgefäße möglicherweise durch die Lichtapplikationen stabilisieren kann, kann man die Reize oder die Phänomene, die den Schmerz akut auslösen, bremsen.

00:11:30
Dr. Schellenberg: Man weiß, dass sich Blutgefäße im Gehirn dehnen, durchlässig werden für bestimmte Substanzen, die dann, wenn sie die Gefäße durchdringen, Kontakt zur Hirnoberfläche haben. Das löst den Schmerz aus, simpel gesagt. Da scheint das Licht, was die Systeme oder die Programme applizieren, hilfreich zu sein, die Elastizität der Blutgefäße so zu stabilisieren, dass, wenn das Nervensystem sagt: „Blutgefäß dehne dich, neue Migräneattacke gehe los.“ Die Blutgefäße stabiler bleiben. Da dies die Blutgefäße auf der Hirnoberfläche betrifft, habe ich das Gefühl, dass das Licht eine gute Chance hat, da etwas lokal wieder zu erreichen.

00:12:19
Patrick Walitschek: Super perfekt. Dann sind wir auch schon am Ende dieser Episode. Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für die Ausführung. Fand ich wie immer superspannend. Vor allem auch immer deine Erklärungsmodelle, die du findest, die denke ich zumindest für mich sehr verständlich sind, nachvollziehbar sind, logisch sind. Ganz herzlichen Dank. Ich denke, wir werden sicherlich in Zukunft noch mal ein paar Episoden zu anderen interessanten Themen finden und aufnehmen.

00:12:47
Dr. Schellenberg: Ich danke dir, dass ich meine aktuellen Erfahrungen hier wieder einfließen lassen konnte. Ich wünsche mir, dass es noch viel häufiger angewendet wird und diese Systeme noch mehr populär gemacht werden, weil sie einfach eine enorme therapeutische Wirksamkeit haben. Auf so vielen Ebenen, wo man Patienten helfen kann, zufriedene Patienten haben kann und das ist ja das, was wir eigentlich wollen.

00:13:12
Patrick Walitschek: Super, vielen Dank. Und bis bald.

00:13:15
Dr. Schellenberg: Bis bald, Patrick. Danke.

00:13:17
Patrick Walitschek: Da sind wir schon wieder durch mit vielen tollen Inhalten, mit vielen Praxistipps und Hintergrundwissen zum Thema Kopfschmerz und Migräne. Ich hoffe, diese Episode hat Ihnen gefallen. Geben Sie uns doch gerne eine Bewertung, egal wo Sie uns hören. Und natürlich abonnieren Sie uns auf Spotify, auf Apple Podcast, Deezer Overcast oder wo auch immer Sie unseren Podcast hören. Natürlich finden Sie uns auch auf den sozialen Medien, bei Instagram, bei Facebook, YouTube und auch bei Twitter. Folgen Sie uns. Geben Sie uns gerne Kommentare, wenn Sie Anregungen haben für Themen, für weitere Podcastepisoden. Schreiben Sie uns eine E-Mail. Alle Kontaktdaten finden Sie in den Shownotes beziehungsweise auf www.luxxamed.de. Damit sage ich: „Vielen Dank fürs Einschalten. Vielen Dank fürs Zuhören.“ Seien Sie gespannt auf die nächsten Episoden. Und bis dahin, Wiederhören.