Physikalische Therapie vs. Arthroskopie

Die physikalische Therapie ist ebenso effektiv wie eine Arthroskopie im Falle von Meniskusrissen

Eine 5-jährige Followup Studie zeigt, dass die physikalische Therapie gleich viel Erfolg hat bei Rehabilitation von Meniskusschäden, wie eine Arthroskopie

Für eilige Leser

Physiotherapie zeigt ähnliche Wirksamkeit wie Operationen bei der Behandlung von degenerativen Meniskusrissen im Knie – einer altersbedingten Verletzung – die zu Arthrose führen kann. 🦵💪
 
Eine aktuelle Studie untersuchte über 270.000 Menschen im Alter von 45 bis 70 Jahren, die entweder operiert wurden, um Meniskusrisse zu reparieren, oder an 16 halbstündigen Physiotherapie-Sitzungen über acht Wochen teilnahmen. Die Therapie beinhaltete Übungen wie Wadenheben, Beinpressen, Ausfallschritte, Treppensteigen und Balancieren auf einem Wackelbrett. Die Forscher verfolgten die Ergebnisse der Teilnehmer fünf Jahre lang. 📈🔍
 
Die Studie zeigte, dass Verbesserungen der Kniefunktion und das Risiko, Kniearthrose zu entwickeln, unabhängig von der gewählten Behandlungsmethode (Physiotherapie oder Operation) ähnlich waren. Damit bestätigen die Ergebnisse die Physiotherapie als wirksame Alternative für Menschen mit Meniskusrissen, insbesondere für diejenigen, die Kosten und mögliche Komplikationen einer Operation vermeiden möchten. Die Studie wurde am 8. Juli 2022 in JAMA Network Open online veröffentlicht. 📚💡

Worum ging es konkret in der Studie?

Randomisierte klinische Studien (RCT) und systematische Übersichtsarbeiten zeigen, dass die arthroskopische Teilmeniskektomie bei Patienten mit degenerativen Meniskusrissen in den ersten zwei Jahren keinen klinisch signifikanten Vorteil gegenüber der Bewegungstherapie hat. Langzeitstudien (3-5 Jahre) bestätigen diese Ergebnisse. Während einige Studien ein erhöhtes Risiko für Kniearthrose oder Kniegelenkersatz nach einer Teilmeniskektomie finden, zeigen andere keinen klinisch relevanten Unterschied in der Arthroseprogression. Trotz der Hinweise auf eine bessere nicht-operative Behandlung von degenerativen Meniskusrissen hat dies noch nicht zu einer signifikanten Reduktion der Meniskusoperationen geführt. In dieser Studie wurde die Kniegelenksfunktion 5 Jahre nach arthroskopischer Teilmeniskektomie und übungsbasierter Physiotherapie bei Patienten mit degenerativen Meniskusrissen verglichen. Die Studie untersuchte auch den Verlauf der radiographischen und symptomatischen Zeichen der Kniearthrose. Die Hypothese war, dass die übungsbasierte Physiotherapie der arthroskopischen Teilmeniskektomie über einen Zeitraum von 5 Jahren nicht unterlegen ist.

Was ist eine Arthroksopie?

Die Arthroskopie ist eine minimal invasive chirurgische Technik, die es Ärzten ermöglicht, das Innere eines Gelenks zu untersuchen, um Diagnosen zu stellen und gegebenenfalls Behandlungen durchzuführen. Der Begriff „Arthroskopie“ leitet sich von den griechischen Wörtern „arthro“ (Gelenk) und „skopie“ (Betrachtung) ab. Das Verfahren wird häufig bei Gelenkproblemen wie Schmerzen, Schwellungen oder eingeschränkter Beweglichkeit eingesetzt.

Bei der Arthroskopie führt der Chirurg ein spezielles Instrument, das Arthroskop, durch einen kleinen Hautschnitt in das betroffene Gelenk ein. Das Arthroskop ist ein dünnes, röhrenförmiges Endoskop mit einer Kamera und einer Lichtquelle an der Spitze. Die Kamera überträgt hochauflösende Bilder aus dem Inneren des Gelenks auf einen Monitor, so dass der Chirurg die Strukturen des Gelenks wie Knorpel, Sehnen, Bänder und Knochen untersuchen kann.

In vielen Fällen kann der Chirurg während der Arthroskopie auch notwendige Behandlungen durchführen, indem er zusätzliche Instrumente durch weitere kleine Hautschnitte einführt. Häufige arthroskopische Eingriffe sind die Entfernung oder Reparatur von Knorpelschäden, die Naht oder Glättung von Meniskusrissen, die Entfernung von Knochensplittern oder freien Gelenkkörpern und die Behandlung von Entzündungen.

Arthroskopien werden häufig an Gelenken wie Knie, Schulter, Hüfte, Ellenbogen, Handgelenk und Sprunggelenk durchgeführt. Die Vorteile der Arthroskopie gegenüber offenen chirurgischen Eingriffen sind in der Regel geringere Schmerzen, kürzere Genesungszeiten und ein geringeres Komplikationsrisiko, da sie weniger invasiv ist.

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Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse der 5-Jahres-Nachbeobachtung der ESCAPE-Studie zeigen, dass die übungsbasierte Physiotherapie bei Patienten mit degenerativen Meniskusrissen in den ersten fünf Jahren der Nachbeobachtung hinsichtlich der Kniegelenksfunktion nicht schlechter abschneidet als die arthroskopische Teilmeniskektomie. Die Studie zeigte vergleichbare Progressionsraten der Arthrose in beiden Behandlungsgruppen. Die in den ersten zwei Jahren beobachteten Verbesserungen der Kniefunktion hielten auch nach fünf Jahren an. Die Ergebnisse stimmen mit früheren Studien überein, die ebenfalls keine signifikanten Unterschiede in der radiologischen Verschlechterung zwischen den beiden Behandlungsgruppen feststellten. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Untersuchung der Wirksamkeit von übungsbasierter Physiotherapie im Vergleich zu keiner Behandlung konzentrieren, um die klinischen Leitlinien zu stärken und den Einsatz der arthroskopischen Teilmeniskektomie bei degenerativen Meniskusrissen zu fördern.

Quelle

Noorduyn, Julia C. A.; van de Graaf, Victor A.; Willigenburg, Nienke W.; Scholten-Peeters, Gwendolyne G. M.; Kret, Esther J.; van Dijk, Rogier A. et al. (2022): Effect of Physical Therapy vs Arthroscopic Partial Meniscectomy in People With Degenerative Meniscal Tears: Five-Year Follow-up of the ESCAPE Randomized Clinical Trial. In: JAMA network open 5 (7), e2220394. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.20394.