Neuropathische Schmerzen

Neuropathische Schmerzen

Interview mit dem Arzt und Neurophysiologen Priv.-Doz. Dr. med. habil. Rüdiger Schellenberg

In dieser Episode geht es um neuropathische Schmerzen z.B. nach einer Herpes-Zoster Infektion, etc. Der Arzt und Neurophysiologe, Priv.-Doz. Dr. med. habil. Rüdiger Schellenberg, setzt seit vielen Jahre sehr erfolgreich die Mikrostromtherapie bei seinen Patienten ein und beschreibt – aus seiner Praxissicht – die Therapie bei Schmerzpatienten mit Neuropathien.

Dabei ist die Mikrostromtherapie ein wesentlicher Stützpfeiler, doch ist es nach Ansicht von Dr. Schellenberg auch wichtig dem Patienten verständliche Erklärungen zu seinen Symptomatiken und der Therapie selbst zu liefern.

„… denn alles muss Ziel haben, das periphere Nervensystem so zu stabilisieren in seinen Endbereichen, dass die Reize, die durch die Grunderkrankung da sein werden, auch weiterhin dort so heftig nichts mehr anrichten können …“

Neuropathische Schmerzen treten oft nach einer Schädigung der Nerven bzw. einer Schädigung der Nervenendpunkte auf. Häufig sind Entzündungen, Infektionen oder Verletzungen die Ursache. Von den Symptomatiken betroffen sind oft, neben dem Kopf, auch die oberen und unteren Extremitäten.

Dr. Schellenberg erklärt in diesem Podcast, wie er mit der Mikrostromtherapie vorgeht, was seine Konzepte für die Applikation der Klebeelektroden und die Wahl des frequenz-spezifischen Programmes ist.

Kontakt zu Dr. Schellenberg: https://www.schellenberg-med.de/

Transkript Mikrostrom bei neuropathischen Schmerzen

00:00:00
Dr. Rüdiger Schellenberg: Patienten, die gegenwärtig bei mir in Behandlung sind im Schmerzbereich, scheinen sich irgendwie zu häufen in den Bereichen neuropathischer Schmerzen. Denn alles muss das Ziel haben, das periphere Nervensystem so zu stabilisieren in seinen Endbereichen, dass die Reize, die durch die Grunderkrankung da sein werden, auch weiterhin dort nichts mehr so heftig anrichten können.

00:00:28
Patrick Walitschek: Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Episode des Luxxamed Podcasts. Mein Name ist Patrick Walitschek und wie Sie schon am Anfang dieser Episode gehört haben, habe ich Ihnen wieder etwas ganz Spezielles mitgebracht. Nämlich ein Interview mit dem Arzt Dr. Rüdiger Schellenberg. Dr. Schellenberg ist schon langjähriger Anwender der Mikrostromtherapie und relativ spezialisiert auf beispielsweise neuropathische, neurologische Schmerzen bis hin zur Therapie von Migräne, Spannungskopfschmerzen, und so weiter. So habe ich mir gedacht: „Machen wir doch mal ein Interview über den Bereich neuropathischer Schmerzen, Neuropathie et cetera.“. Und ich wollte von Dr. Schellenberg wissen, wie seine Vorgehensweise ist. Was sein Erklärungsmodell dahinter ist und wie die Ergebnisse natürlich für ihn in der Therapie in der Praxis sind. Diese Episode ist etwas länger geworden, denn zum Schluss hin geht es auch noch mal um das Thema Migräne, was wir aber erst in der nächsten Episode ausstrahlen werden. Also nicht wundern, warum das Ganze am Ende etwas abgehackt ist. Da gibt es noch einen zweiten Teil, eben zum Thema stressbedingter Migräne, Migräne generell und Spannungskopfschmerzen. Ja, nun sage ich viel Spaß bei dem Interview mit den Inhalten von Dr. Schellenberg. Zum Ende des Interviews werden wir uns noch mal ganz kurz hören.

00:02:02
Patrick Walitschek: Hallo, Rüdiger. Schön, wieder hier sein zu dürfen in Hüttenwerk bei Wetzlar. Ich freue mich, dass wir uns auch mal wieder sehen. Ich glaube, wir haben insgesamt schon zwei Podcasts gemacht, und Filme haben wir auch schon einige zusammen aufgenommen. Beziehungsweise auch gerade du mit einem Interview, wo du Interviews oder Statements gegeben hast. Und daher freue ich mich, dass wir hier heute zusammengekommen sind für eine neue Episode.

00:02:28
Dr. Rüdiger Schellenberg: Danke dir, lieber Patrick, dass du wieder zu mir gekommen bist. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich schon seit ich glaube mittlerweile über 20 Jahren Erfahrungen gesammelt habe mit Methoden, die mit Mikrostrombehandlungen zu tun haben. Von den ersten Geräten der Urschleimentwicklung an bis zu den modernen Hightech-Geräten, die gegenwärtig in der Anwendung sind. Und es ist immer wieder verblüffend zu erleben, mit welcher Effizienz Patienten geholfen werden kann, die mitunter verzweifelt kommen. Verzweifelt wegen chronischer Beschwerden, chronischer Schmerzen. Patienten, die von Hausärzten zum Teil schon als Plage empfunden werden und abgewiesen werden, weil man manchmal nicht weiter weiß. Und es glücklicherweise auch zunehmend einfach Patienten gibt, die gar nicht großes Interesse haben, schon wieder ein neues Schmerzmittel oder ein Antidepressivum auszuprobieren. Wohlwissend, dass möglicherweise Nebenwirkungen viel heftiger sind als ein eventueller therapeutischer Effekt. Und gerade solchen, zum Teil auch austherapierten Patienten, gerade Schmerzpatienten, kann per Mikrostrom und diesen Applikationsarten, die diese modernen Systeme mittlerweile integriert haben, sehr gut geholfen werden. Die Erfahrungen, die Patienten, die gegenwärtig bei mir behandelt sind im Schmerzbereich, scheinen sich irgendwie zu häufen in den Bereichen neuropathischer Schmerzen. Und neuropathische Schmerzen entstehen im Gewebe, wenn man es simpel übersetzt, einfach durch Reizungen im peripheren Nervensystem, Reizungen der Nozizeptoren in der Peripherie, die durch verschiedene Wege entstehen können. Da gibt es Patienten, die zum Beispiel in Folge diabetischer Grunderkrankungen irgendwann diese diabetischen Neuropathie entwickeln. Es gibt Patienten, die nach Herpes Zoster Infektionen neuropathische Schmerzen entwickeln, bis hin zu Alkoholikern, die alkoholbedingte Neuropathien haben. Da habe ich jetzt weniger Patienten gesammelt. Aber in den Bereichen Herpespatienten oder diabetische Patienten ist die Schmerzwahrnehmung sehr beeinträchtigend und die nimmt im Laufe der bestehenden Grunderkrankung zu. Und das beeinträchtigt die Lebensqualität dieser Patienten. Die sind zum Teil sehr gehandicapt einzuschlafen. Weil egal wie man liegt, irgendwann reizt man allein durch das mechanische Aufliegen des Körpers auf der Matratze die Sensoren, die Nozizeptoren, in denen dieser Schmerz wieder erlebbar gemacht wird, und das führt zu schlechter Schlafqualität. Die Patienten erwachen schon am nächsten Morgen gerädert, nicht ausgeschlafen, lustlos. Es ist bekanntermaßen ja so, dass chronische Schmerzpatienten, je länger der Schmerz besteht, auch depressiv werden. Damit baut sich die ganze Palette wie so ein Teufelskreis auf. Schmerz, depressive Stimmung und das baut sich auf. Ich habe die Erfahrung gesammelt, dass es gut ist, solchen Patienten zunächst irgendein leicht verständliches Modell zu vermitteln. Ein Modell, mit dem der Patient sagen kann: „Aha, wenn das so und so ist, dann kann ich mir ja bildhaft vorstellen, warum diese Schmerzen da sind. Oder warum ich frühmorgens keine Lust habe, aufzustehen und an die Arbeit zu gehen.“ Und wenn der Patient dann selbst solche Modelle im Kopf abrufen kann, hat er schon eine ideale Voraussetzung geschaffen, mit Methoden, die einfach wirken, noch viel mehr zu erreichen. Nämlich seine gesamte Grundeinstellung zu dieser Erkrankung so zu verändern, dass es ihm gelingt zu sagen: „Ich bin nicht chronisch krank, sondern ich habe erklärbare Symptome. Ich kann mir die selbst erklären. Und alles, was ich nun auch selbst tun kann, dieses zu beeinflussen, muss einfach hilfreich sein.“ Wenn dann noch solche Technik wie diese Microstromapplikation genutzt werden kann, um tatsächlich am Ort des Geschehens, oder am Ort der Auslösung des Schmerzes, eben in der Peripherie, an den Nozizeptoren, in den Regionen, wo der Patient sagt, da tut es weh, Stoffwechselprozesse im Gewebe zu beeinflussen, dass man davon ausgeht, dass damit eine Normalisierung, oder zumindest eine Abschwächung von pathologischen Stoffwechselregulationsprozessen in Richtung Normalität entwickelt oder aufgebaut werden kann und der Patient dann sagt: „Aha, wenn das so und so funktioniert, dann hätte das ja zur Folge, dass die Grundsituation, eben der Diabetes oder die Herpesreaktion, nicht mehr so heftig dieses periphere Nervensystem tangieren. Demzufolge ich weniger Schmerzen erleben müsste.“ Und das ist der Mechanismus, wo die Technik zum einen, plus die Selbstheilungskräfte, die der Patient auch hat und die er nun verstanden hat, helfen, enorm die Lebensqualität zu beeinflussen. Und die Erfahrungen sind, dass man diesen Patienten von Ganzkörperableitungen oder Applikationen dieser Stimulationselektroden bis hin zu lokalen Stimulationspunkten, wo er seine hauptsächlichen Beschwerden hat, diese Regionen so kreuz und quer durchflutet und die Elektroden entsprechend auch anlegt. Das ist meine Philosophie dahinter, die Regionen, wo es weh tut, kreuz und quer zu applizieren und den Strom da fließen zu lassen. Und dann kann man entweder vorgewählte Programme, die die Systeme enthalten, nutzen zur Schmerzbehandlung spezifisch, peripheres Nervensystem spezifisch. Oder auch einfach solche Dinge nutzen, die im Softwarepaket der Mikrostromgeräte enthalten sind unter der Überschrift „Regeneration“. Denn alles muss das Ziel haben, das periphere Nervensystem so zu stabilisieren in seinen Endbereichen, dass die Reize, die durch die Grunderkrankung auch weiterhin da sein werden, dort nichts mehr so heftig anrichten können. Und dass quasi ein Schutzschirm entsteht um die Nozizeptoren, die letztlich plötzlich stabil regulieren können. Weil deren Mechanismen auf der Stoffwechselebene stabilisiert werden. Wie wir aus der Grundlagenforschung wissen, werden energiereiche Phosphate gebildet im Gewebe, die für transmembranale Transportprozesse notwendig sind. Und der Patient lernt damit plötzlich, in seinem peripheren Gewebe normale Regulationsprozesse auszulösen. Die Konsequenz wird sein, dass alles, was früher Schmerzen ausgelöst hat, nicht mehr entsteht und nicht mehr weitergeleitet und letztlich nicht mehr als Schmerz wahrgenommen wird. Und das ist, denke ich, das Prinzip dahinter, was immer mehr Zuspruch bringt. Zumindest auch bei mir zu weiteren neuen Patienten führt. Weil sich herumspricht, dass behandelte Patienten nicht nur Lebensqualität gewinnen, sondern sagen: „Es tut nicht mehr weh. Ich kann besser schlafen. Ich fühle mich morgens fit und ausgeschlafen.“ Und wenn das auf dieser Ebene gelingt, dann hat man nicht nur zufriedene Patienten. Sondern ich freue mich selbst immer wieder aufs Neue und bin immer wieder aufs Neue begeistert, wenn ich erlebe, wie mit dieser Hightech-Stromapplikation etwas im Körper verändert wird, was wieder unsere genetisch angeborene Normalität zum Leben erweckt. Und der Patient zum Schluss sagt: „Mir geht's gut.“ Das ist das, was diese Methode noch viel mehr publizieren muss. Um einfach immer mehr Patienten diese Chance zu geben, chronische Erkrankungen gut in den Griff zu bekommen.

00:11:09
Patrick Walitschek: Ja, super. Ich habe noch mal ein, zwei Fragen. Du hast gerade auch zwei Programme angesprochen. Einmal das Programm Periphere Nerven und Regeneration. Setzt du beide sowohl lokal ein – du sagtest ja, das ist mit eine deiner präferierten Methoden – als auch in der Ganzkörperanlage? Oder nimmst du zum Beispiel das Regenerationsprogramm eher für Ganzkörper und das andere lokal?

00:11:31
Dr. Rüdiger Schellenberg: Genau so mache ich es eigentlich. Ich beginne eigentlich mit lokaler Behandlung an den Regionen, wo der Patient weiß oder da die Erfahrung hat, da tut es ihm weh. Und das dann auch mit den spezifischen Programmelementen, Schmerztherapie. Und wenn der Patient spürt, dass ihm das hilft, dann weite ich das ganz rasch aus auf Ganzkörperableitungen von Handgelenken zu Fußgelenken und kreuz und quer durch den Körper. Und da dann Dinge, die die allgemeine Regeneration betreffen.

00:12:02
Patrick Walitschek: Okay. Eine ganz andere Frage mal, weil du eben was sagtest, was ich total spannend fand und mir noch nie jemand so erklärt hat. Dem Patienten das Geschehen, die Erkrankung nachvollziehbar zu erklären, dass er sich daraus ein Bild machen kann, eine eigene Repräsentation des Ganzen. Das finde ich super spannend. Vollkommen nachvollziehbar. Ist das dann unter anderem auch etwas, mit dem du in der klinischen Hypnose dann arbeitest an den Bildern mit dem Patienten? Oder wie darf ich mir das vorstellen?

00:12:28
Dr. Rüdiger Schellenberg: Ja. Es ist kein Geheimnis, dass alle Patienten, die chronische Schmerzen haben, leicht verzweifeln können. Oder einfach auch depressiv werden und unzufrieden sind mit bisher erfolgten Behandlungen. Das können Dinge sein von klassischer medikamentöser Therapie bis hin zu psychotherapeutischen Ansätzen in der Schmerzbehandlung. Wenn ein Patient nicht weiß, warum er ein Symptom hat, dann fällt es jeder Therapie schwerer, wirksam zu sein, als wenn der Patient ein Verständnis dafür entwickelt: Warum tut es mir da und dort weh? Warum habe ich da und dort Einschränkungen in meinem Leben, die nicht nur wehtun, sondern die auch auf der Seele drücken können? Und das scheint ein Schlüssel zum Erfolg zu sein, dem Patienten diese Chance zu geben. Und das kostet eben etwas Zeit, dem Patienten ein Modell an die Hand zu geben und das gemeinsam mit ihm zu entwickeln. Mit Formulierungen, die dem Wissensstand dieses Patienten auch angepasst sein müssen. So dass er zum Schluss sagt: „Aha. Also so hat mir das eigentlich noch nie einer erklärt. Jetzt habe ich eine Vorstellung davon, warum ich zum Beispiel diese Schmerzen habe.“ Da ist es egal, ob es Arthroseschmerzen sind, ob es neuropathische Schmerzen sind, ob es Kopfschmerzen oder gar Migräne sind. Wenn der Patient versteht, was in seinem Körper nicht optimal, gar pathologisch, abläuft und vielleicht danach selbst auf die Idee kommt zu sagen: „Aha, wenn das so und so ist, dann wäre es ja klug, dieses und jenes zu tun, um diesem Prozess der Schmerzentstehung entgegenzuwirken.“ Dann hat der Patient schon gewonnen. Dann müssen wir nur noch entsprechende Methoden ins Spiel bringen und anwenden. Und der Patient wird ganz rasch von Erfolgen profitieren. Und das, wie du sagtest, durch Suggestionen im Zustand von Trance, von tiefer Hypnose, die ich sehr oft täglich eigentlich anwende. Ich habe mittlerweile die Erfahrung gesammelt, dass man während eines tiefen Hypnosezustandes die Microstromapplikationen anwenden kann. Die Patienten dadurch gar nicht gestört werden in ihrem Trancezustand. Und man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Die lokalen Anwendungen an den Regionen, wo der Mikrostrom nachweisliche Wirkungen hat, und das gepaart mit der Verankerung dessen im Nervensystem, im Unterbewusstsein. Und Unterbewusstsein ist eigentlich nur eine Übersetzung für die Strukturen, die man heute kennt, wie limbisches System, Hippocampus, Strukturen, in denen Informationsverarbeitung stattfindet und wo Entscheidungsprozesse ablaufen. Und wenn man diese Wege öffnet mit dem Wissen, dass der Patient verstanden hat, warum er krank ist, dann ist der therapeutische Effekt noch schneller erreichbar.

00:15:24
Patrick Walitschek: Ja, super. Finde ich absolut nachvollziehbar und kann ich mir auch extrem gut vorstellen.

00:15:30
Patrick Walitschek: Damit sind wir auch schon am Ende dieser, so wie ich finde wirklich tollen Episode mit vielen tollen Inhalten über neuropathische Schmerzen. Auch über ein erklärbares Modell und für den Patienten verständliches Modell eben von diesen Schmerzen bis hin zur Anwendung der klinischen Hypnose. Ich hoffe, diese Episode hat Ihnen gefallen und seien Sie gespannt. In der nächsten Woche geht das Interview weiter mit Dr. Schellenberg eben zum Thema spannungs-oder stressbedingte Migräne und Kopfschmerzen. Auch super spannend, was er uns dort an Neuigkeiten bzw. auch an Vorgehensweisen mitteilen kann. Und natürlich wie gewohnt, hier wieder die Bitte und der Hinweis: Wenn Sie unseren Podcast hören, abonnieren Sie unseren Podcast. Ganz egal wo. Bei Apple, bei Spotify, bei Deezer, bei Google, Amazon Music. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Und schauen Sie mal vorbei auf unserem Instagram Kanal. Einfach nach Luxxamed suchen oder nach dem Hashtag Luxxamed. Dort finden Sie eine Vielzahl unserer Beiträge, natürlich neben Instagram auch auf Facebook und auf Twitter. Und damit sage ich vielen Dank fürs Einschalten, vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Episode.