Elektrizität: Das lebendige Funkeln in unseren Nervenzellen

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Elektrizität: Das lebendige Funkeln in unseren Nervenzellen

Inspiriert von einem Artikl des Focus, haben wir hier einmal eine kleine Zusammenfassung geschrieben, was aktuell im Bereich der Hirnstimulation mit Gleichstrom geforscht wird.

In einem Moment erhellt es unsere Räume, im nächsten sorgt es für das unergründliche Netzwerk elektrischer Impulse, das unseren Körper steuert. Während sich die meisten von uns auf den einfachen Vorgang des Lichtschaltens beschränken, tauchen Wissenschaftler tief in die Geheimnisse der elektrischen Signale ein, die unser biologisches System durchdringen. Mit bahnbrechenden Fortschritten in der Neurologie versuchen Forscher, diese elektrischen Signale zu entschlüsseln und zu modulieren, um therapeutische Lösungen für Krankheiten wie Parkinson, Schlaganfall und Depression zu finden.

Die Vorstellung, dass elektrische Impulse durch winzige Öffnungen in der Schädeldecke direkt in unser Gehirn geschossen werden, mag schaudern lassen. Doch dieses invasive Verfahren, die so genannte tiefe Hirnstimulation, hat das Potenzial, Leben zu verändern. Es handelt sich nicht nur um eine wissenschaftliche Neugierde, sondern um eine etablierte therapeutische Technik, die bereits Tausenden von Parkinson-Patienten auf der ganzen Welt geholfen hat. Für diejenigen, die unter schweren motorischen Störungen leiden, bedeutet die Implantation eines Hirnschrittmachers die Wiedergeburt eines Lebens, in dem alltägliche Aufgaben wieder möglich werden.

Der Anwendungsbereich der Tiefen Hirnstimulation geht jedoch über motorische Störungen hinaus. Neuere Entdeckungen haben gezeigt, dass diese Technik auch das Potenzial hat, Emotionen zu beeinflussen. Mediziner arbeiten daran, das Anwendungsspektrum zu erweitern und die Methode bei verschiedenen psychischen Erkrankungen zu testen. Besonders beeindruckend sind die ersten Erfolge bei der Behandlung schwerer depressiver Störungen.

Der Psychiater Thomas Schläpfer von der Universität Bonn und der Neurochirurg Volker Coenen von der Universität Freiburg scheinen einen vielversprechenden neuronalen Angriffspunkt für ihre Elektroden gefunden zu haben. Durch die gezielte Stimulation eines Faserbündels, das mit dem Belohnungssystem des Gehirns verbunden ist, konnten sie deutliche Fortschritte bei der Behandlung von Patienten mit schwersten Depressionen erzielen.

Die Forschung auf diesem Gebiet ist noch nicht abgeschlossen. Während einige Teams den Nutzen der tiefen Hirnstimulation bei Suchterkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Demenz untersuchen, setzen andere Elektrotherapie-Techniken ein, um Schlaganfallpatienten zu helfen, verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen. Die Gleichstromstimulation der Kopfhaut zeigt beispielsweise Erfolge bei der Verbesserung des Sprachvermögens nach einem Schlaganfall.

Die Reise in die Welt der elektrischen Neuromodulation ist faszinierend und komplex zugleich. Während wir die wunderbaren Geschichten von Patienten verfolgen, die von diesen Behandlungen profitiert haben, dürfen wir die ethischen Fragen, die sich daraus ergeben, nicht außer Acht lassen.

Luxxamed-Mikrostromsysteme im Einsatz bei neurologischen Erkrankungen

Von 2008 bis 2010 wurde von der Physiotherapie des Städtischen Krankenhauses Kiel eine Patientenbeobachtungsstudie durchgeführt. Ziel war es, herauszufinden, inwieweit die Mikrostromtherapie einen Einfluss auf Parkinson- und Multiple-Sklerose-Patienten hat.

Durchgeführt wurde die Patientenbeobachtung von leitenden Phyisotherapeutin Inge Metag.

Abstract Studie Mikrostrom in der Neurologie

Zwischen August 2008 und April 2010 wurden 99 Patienten mit Diagnosen wie Parkinson, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose und Restless-Legs-Syndrom speziell mit dem CLINIC-master/VITAL-master behandelt. Die Wahl dieser Behandlung basierte auf guten Ergebnissen bei ähnlichen Beschwerden und der flexiblen Programmvielfalt der Geräte. Alle 99 Patienten konnten auf konventionelle Elektrotherapie verzichten und stattdessen die Clinic/Vital-master-Therapie nutzen, die sich individuell an die jeweilige Symptomatik anpassen ließ. Die Studie schlussfolgert, dass die Behandlung zu einer bisher nicht erlebten Verbesserung des Lebens- und Alltagsgefühls der Langzeiterkrankten führte.

Material

In der Studie wurden 99 Patienten mit unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen (77 mit Parkinson, 12 mit MS, 2 mit ALS und 8 mit Restless-Legs-Syndrom) behandelt. Das Durchschnittsalter lag bei 67,3 Jahren. Ein Drittel der Patienten war berufstätig, und 50% konnten ihren Alltag ohne Hilfe gestalten. Die Patienten hatten bereits Erfahrungen mit verschiedenen Formen der Physikalischen Therapie, bevor sie mit dem Clinic-master/Vital-master behandelt wurden. Es gab keine klare Struktur in der ärztlichen Betreuung, und die Patienten hatten unterschiedliche Vorlieben für aktive oder passive Therapieansätze.

34 Patienten befanden sich in stationärer geriatrischer Klinikbetreuung, 22 in tagesklinischer geriatrischer Betreuung und 21 in ambulanter physikalisch-therapeutischer Behandlung. Die Clinic-master/Vital-master Therapie wurde ohne vorherige aktive oder passive Einzelmaßnahmen über einen Zeitraum von 12 Wochen angewandt. Ärzte zeigten keine Einwände gegen die neue Methode, stellten jedoch keine direkten inhaltlichen Fragen.

Die Studie zeigt, dass die Clinic-master/Vital-master Therapie gut in das bestehende Therapiespektrum integriert werden konnte und als wirksame Behandlung für die betrachteten Erkrankungen diente. Patienten und Ärzte waren offen für den neuen Ansatz, obwohl detaillierte Fragen zur Methode fehlten.

Methode

In der Studie zur Behandlung von Parkinson-, MS- und ALS-Patienten wurde bewusst keine strikte Festlegung auf ein einzelnes Therapieprogramm oder eine bestimmte Elektrodenanlage vorgenommen. Dies berücksichtigte die variablen Symptome und Intensitäten dieser Erkrankungen. Die Behandlung wurde täglich an die jeweilige Situation der Patienten angepasst, was durch die Vielfalt der verfügbaren Programme ermöglicht wurde. Für stationäre Patienten war eine tägliche Anwendung über zwei Wochen (insgesamt 10 Anwendungen) geplant. Ambulante Patienten erhielten 10 Anwendungen, verteilt auf zwei Sitzungen pro Woche über einen Zeitraum von fünf Wochen. Die Flexibilität und Individualisierung des Therapieansatzes standen im Vordergrund.

Ergebnisse Parkinson-Patienten

Die klinische Studie zeigte deutliche Behandlungserfolge bei Patienten mit langjährigen chronischen Erkrankungen wie Parkinson, MS und ALS, die bislang mit traditionellen Therapiemethoden nicht erreicht werden konnten. Die Individualisierung der Elektrotherapie-Programme spielte dabei eine entscheidende Rolle.

Bei Parkinson-Patienten zeigte das „Regeneration“-Programm Wirksamkeit bei der Reduzierung von Rigidität, während das „Neuralgie“-Programm Intensions- und Ruhetremor effektiv abschwächte. Stand- und Gangunsicherheiten wurden ebenfalls reduziert. Für Patienten, die ihre Symptome nicht klar artikulieren konnten, diente das „Vegetativer Ausgleich“-Programm als guter Behandlungseinstieg.

Die Wahl der Programme war flexibel und basierte auf der aktuellen Symptomatik sowie Gesprächen zwischen Behandler und Patient. Zudem konnten Programme auch für nicht-neurologische Probleme wie Arthrose oder Rheuma wirksam eingesetzt werden.

Die überraschend positiven Gesamtergebnisse beinhalteten:

  • Verbesserung der Bewegungselastizität
  • Rückgang oder Verschwinden des Tremors
  • Verbesserte Stand- und Gangsicherheit
  • Verbesserte Mobilität im Rollstuhl
  • Erhöhte Lebenszufriedenheit und aktiveres Teilnehmen am familiären und gesellschaftlichen Leben.

Die Studie legt nahe, dass die individuell anpassbare Elektrotherapie signifikante Verbesserungen in der Behandlung dieser Patientengruppen erzielen kann.

Ergebnisse Multiple Sklerose (MS) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

Die klinische Studie untersuchte auch die Wirkung der individualisierten Elektrotherapie bei MS- und ALS-Patienten. Auf Anfrage eines Neurologen wurde das Programm „Muskeldetonisierung“ bei MS-Patienten mit Spastik angewendet. Die Behandlung führte oft dazu, dass Patienten keine Beschwerden mehr in den ursprünglich verkrampften Bereichen empfanden.

Verschiedene Programme wie „Regeneration“, „Vegetativer Ausgleich“ und „Entzündung“ wurden flexibel eingesetzt, je nach Symptomen und vermuteten aktiven Erkrankungsherden. Diese Programme brachten auch spürbare Verbesserungen bei allgemeinen Beschwerden wie Sehbeeinträchtigung und körperlicher Schwäche.

Die Programme „Muskeltonisierung“ und „Regeneration“ führten zu einer spürbaren Verbesserung der Kraft und Mobilität der Patienten. Wie bei den Parkinson-Patienten wurde die Wahl des Programms situativ an jedem Behandlungstag getroffen, und Begleitprobleme wie degenerative Veränderungen wurden schnell berücksichtigt.

Die Studie führte zu einstimmigen Aussagen über erhebliche Verbesserungen in Lebensqualität, Teil-Selbstständigkeit und Alltagsfähigkeit der MS- und ALS-Patienten. Die Ergebnisse versetzten die Patienten in Begeisterung und räumten bisherige Skepsis vollständig aus dem Weg.

Ergebnisse Resless-Legs Problematik

In der klinischen Studie wurde die Elektrotherapie-Methode auch bei 8 Patienten mit Restless-Legs-Syndrom angewendet. Die Patienten, die bisher nur unbefriedigende Therapieerfolge erzielt hatten, waren von Anfang an aufgeschlossen für neue Behandlungsansätze. Schon die erste Anwendung des Programms „Vegetativer Ausgleich“ führte zu deutlich spürbaren Erfolgen, einschließlich Berichten von erstmals ungestörter Nachtruhe. Einige Patienten konnten sogar nach 2 bis 3 Anwendungen ihre gewohnte Medikation absetzen.

Obwohl einige Patienten die Behandlungsserie nach 5 bis 6 Anwendungen beenden wollten, wurden die ursprünglich vereinbarten Behandlungspläne beibehalten. Wie bei den anderen Patientengruppen wurden auch Begleiterkrankungen wie Arthrose, Rheuma und Osteoporose mit entsprechenden Programmen behandelt.

Die Begeisterung über die Therapiemethode war in dieser Patientengruppe besonders intensiv, und der zuvor skeptische Glaube an eine mögliche Besserung wurde komplett revidiert.

Diskussion

Die Diskussion der Ergebnisse der klinischen Studie legt nahe, dass die Anwendung des Clinic-masters/Vital-masters vielversprechende Ergebnisse zeigt. Die Geräte bieten eine Vielzahl von Programmen, die es den Anwendern ermöglichen, ihre Therapie individuell auf die jeweilige Symptomatik abzustimmen. Die Patienten erlebten eine subjektive Verbesserung und einen Rückgang der Symptome, was die Behandler in ihrer Methodenwahl bestärkte.

Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und Überlegungen:

  • Die Studie hatte eine relativ kurze Beobachtungszeit, was es schwierig macht, langfristige Aussagen zu treffen. Dennoch deutet die Erfahrung darauf hin, dass langfristige Erfolge möglich sind.

  • Es wurde festgestellt, dass kaum ein behandelnder Arzt sich inhaltlich für die Therapiemethode interessierte, obwohl die Rückmeldungen positiv waren.

  • Familienmitglieder von Patienten, die durch die Therapie teilweise selbständiger wurden, äußerten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Veränderung der Routine. Dies verunsicherte die Patienten teilweise.

  • Um die Therapie nachhaltig und langfristig erfolgreich zu machen, ist die Übernahme der Therapie in die Hände der Betroffenen oder ihrer Angehörigen entscheidend. Geeignete Berufsgruppen sollten über die Methode informiert werden.

Die Studie schließt mit der Feststellung, dass die Methode besonders geeignet ist, um konventionelle elektrotherapeutische Behandlungsansätze zu ergänzen oder sogar zu ersetzen. Sie fordert auch mehr Aufklärung und Schulung für medizinische Fachkräfte in Bezug auf diese neue Therapieform.